Der B196-Schlüssel: Worum geht es?
Der deutsche PKW-Führerschein beinhaltet auch die Erlaubnis, kleinere Roller und Motorräder zu fahren. Mit einigen Ausnahmen gilt für die meisten Autofahrer, dass sie nur Zweiräder mit einem 50-Kubikmotor und einer Höchstgeschwindigkeit von (in der Regel) 45 km/h fahren dürfen. Damit ist man gerade in der Stadt – zumindest gefühlt – ein rollendes Verkehrshindernis.
Um einen breiteren Kreis von erfahrenen Verkehrsteilnehmern (heißt: Autofahrern!) den Zugang zu Zweirädern zu gewähren, wurde 2020 der B196-Schlüssel eingeführt.
Der B196-Schlüssel leicht erklärt
Beim B196-Schlüssel handelt es sich um einen zusätzlichen Eintrag im Führerschein. Das besonders Attraktive daran ist, dass hierfür keine Prüfung erforderlich ist. Dennoch gelten für Interessierte folgende Voraussetzungen:
- Sie absolvieren eine Fahrschulung mit mindestens vier theoretischen und fünf praktischen Unterrichtseinheiten zu jeweils 90 Minuten.
- Sie besitzen den Autoführerschein (Klasse B) seit mindestens 5 Jahre.
- Sie sind mindestens 25 Jahre alt.
Wo liegt der Haken?
Zwei wesentliche Nachteile gibt es zu erwähnen:
- Im Gegensatz zum Motorradführerschein der Klasse A1 berechtigt der B196-Schlüssel den Inhaber nicht zum späteren Aufstieg in die höheren Motorradklassen (A2 und A offen). Er wird also bei einem späteren Umstieg auf eine größere Maschine nicht „angerechnet“.
- Der B196-Schlüssel gilt nicht im Ausland, sondern nur in der Bundesrepublik Deutschland. Wer von Auslandstouren mit dem Motorrad träumt, ist ohnehin mit einer leistungsstärkeren Maschine besser unterwegs. Aber auch im Urlaub spontan einen 125er-Roller mieten oder den 125er in der Wohnmobilgarage mitnehmen geht mit dem B196-Schlüssel nicht.
Die Kosten: ein Überblick
- Etwa €45 für einen neuen Führerschein mit B196-Eintrag, neue Lichtbilder, usw.
- Die Kosten der schon erwähnten Ausbildung. Wichtig: Ein Irrtum ist es zu denken, die von der Fahrschule verlangte Gebühr sei der „Preis“ der Fahrerlaubnis. Die Ausbildung sollte man als solche sehen und nicht als reine Formalität, und beim Anbieter genau hingucken. Sie ist nämlich für die eigene Unversehrtheit wichtig – auch wenn man denkt, man kennt sich schon als Autofahrer im Verkehr gut aus! Bei einer Fahrschule, die die Kundschaft nur „abwickelt“ und den Schein pro forma ausstellt, spart man wirklich am falschen Ende. Wenn die Fahrschule einem ein paar Zusatzstunden empfiehlt, sollte man diese Empfehlung auch ernst nehmen.
Für die B196-Ausbildung muss man (regional bedingt) ca. €500 bis €900 hinblättern. Wer ohnehin die Absicht hat, später eine stärkere Maschine zu fahren, sollte sich schon deshalb direkt für die A1-Ausbildung anmelden.
- Natürlich braucht man den fahrbaren Untersatz selbst. Brauchbare Modelle gibt es schon ab ca. €2.000; von namhaften japanischen Herstellern ab ca. €2.600. Neu, versteht sich!
- Kfz-Steuer: gar keine! Die jährliche Haftpflicht- und Teilkaskoversicherung ist auch erfreulich preiswert: hierfür kommt man teilweise noch zweistellig aus – auch ohne Schadensfreiheitsrabatt.
- Mit dem 125er muss man im Unterschied zum „Fuffi“ alle zwei Jahre für die Haupt- und Abgasuntersuchung zum TÜV. Kostenpunkt: ca. €76.
- Wartungskosten können überraschend stark zu Buche schlagen; die Jahresinspektion ist teilweise so teuer wie beim PKW. Je nach Modell lässt sich aber viel sparen, wenn man selbst ein wenig Hand anlegt, zum Beispiel den Ölwechsel selbst durchführt. Dies gilt insbesondere für Motorräder mit „klassischer“ Technik (Vergaser, Kettenantrieb, usw.).
- Schutzausrüstung nicht vergessen!
In Deutschland ist lediglich der Helm Pflicht; zur Notwendigkeit weiterer Schutzkleidung gehen die Meinungen auseinander. Das ist auch an den typischen Bildern zu erkennen: junge Männer auf dem Motorrad in Rennmontur, junge Frauen auf dem Roller fast immer im leichten Sommerkleid. Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, wie viel seine Gesundheit ihm wert ist. Für eine vernünftige Schutzausrüstung sollte man ca. €800 einplanen.
Motorrad oder Roller? Hier kurz die Vor- und Nachteile:
- Motorräder sehen einfach cool aus und machen einen Riesenspaß. Bei gleicher Leistung war's das im Grunde mit den Vorteilen. Roller bieten dafür folgende Vorteile:
- Einen größeren Fahrkomfort wegen des Automatikgetriebes, vor allem in der Stadt
- Stauraum (normalerweise abschließbar) unter dem Sitz
- Einen viel besseren Schutz gegen Regen
Fazit
Insgesamt lässt sich konstatieren, dass der B196er-Schlüssel eine sehr attraktive Lösung bietet für Autofahrer, die für kurze Stadtfahrten gerne die Vorteile des Zweirads in Anspruch nehmen würden, ohne sich wie das oben erwähnte rollendes Verkehrshindernis vorzukommen.